Donnerstag, 31. Oktober 2013

Into the wild

Ein Summen erfüllt den ganzen Bus. Die vielen unterschiedlichen Sprachen und Stimmen ergeben die Musik,die die vorbeziehende Landschaft untermalt. Ich meine, ich höre Zulu, Xosa, Afrikaans, kaum Englisch. Außerhalb des Busses ist die Landschft geprägt von Bergen, Nadelbäumen und Landwirtschaft. Die Stewardess des Busses bittet uns, jeden Mitfahrer mit unserer Liebe zu segnen. Wir begeben uns weiter ins Inland und erreichen die Karoo. Es ist die erste Wüste, die ich sehe. Der Sand ist bunt, von dunkelblau zu himmelblau über strahlend grün hin zu allen Farben des Sonnenuntergangs. Es ist ein Regenbogenland und glitzert in der Sonne als bestünde es aus Diamant, eine Schönheit, die ich nicht einmal erahnt habe.
Ich möchte nur hinausschauen und über meine letzten Wochen nachdenken, doch mein Sitznachber lässt mich nicht. Er ist aufdringlich doch durchaus interessant; so erzählt er mir, er habe drei Jahre in Indien verbracht um aus Händen lesen zu lernen. Er gibt mir eine Kostprobe und es ist erstunlich was er in meinen Händen liest. Doch selbst das richtige Handlesen zu lernen und die Regenbogenwüste um mich herum, können den Abschiedsschmerz nicht verblassen lassen. Cape town zu verlassen ist fast schmerzhafter als es war, nach Südafrika aufzubrechen.
Ich habe die letzten Wochen bei Debbie , einer wundervollen Englischlehrerin, die mir Mutter und Freundin geworden ist und ihrem Hund Bob Marley verbracht. Von der Veranda ihres kleinen Hauses in Seapoint kann man rechts die Berge um Lionshead und Signal Hill und links den Ozean sehen. Ich hätte dort ewig bleiben können, uns gegensetig bekochen, gemeinsam kuchensoaps gucken, schöne Spaziergänge mit Marley machen... Ich habe ein Zuhause in Cape Town und ich werde dorthin zurückkehren!
Auch meine Freunde dort fehlen mir sehr. Ich habe verwandte Seelen getroffen, mich mit ganzen Bands, Türstehern, Kellnern und Barkeepern angefreundet und ich kann nicht mehr über die Longstreet laufen, ohne jemanden zu kennen; ich habe mit Taxifahrern mein Eis geteilt, mit ihnen über ihren Beziehungskummer gesprochen und zwischen all dem Fliegen meine Wurzeln bei den Bäumen und Bergen gefunden, die wenn man lauscht, Lieder von alten Zeiten singen.

Tiefe Dunkelheit umgibt uns als wir in dem alten Bus in die Wildnis fliegen. Die Scheinwerfer zerreißen die Nacht um uns herum und lassen hin und wieder Schemen großer Körper aufleuchten, welche meine Fantasie zu Tieren formt. Die befestigte Straße hat sich in einen Sandweg verwandelt und der Van kracht bei dieser Geschwindigkeit so sehr, dass ich mich frage, wie lange er standhält.
In unserer ersten Nacht begrüßt uns ein Gewitter, wie ich es selten erlebt hab. Es ist warm, Blitze zucken über uns und der Sturm bläht die Vorhänge. Ein mosuartiger Regen folgt, der die rote Erde mit leuchtenden Spiegeln übersäht. Er wird die Savanne zum blühen bringen.

Meine Welt in Deutschland wirkt klein, gegen die Größe dieses Landes.

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