Freitag, 15. Januar 2016

The art of live

Der Horizont glüht und langsam taucht Dubai aus der Dunkelheit auf. Es leuchtet durch die Nacht wie ein lebendiges atmendes Wesen. "Beautiful Cancer" wie Gert es bei unserer ersten Begegnung treffend formulierte. Und ja, das ist die Menschheit wohl.
Als wir den Flieger verlassen ist es sehr warm. Hinter mir geht eine Frau, sie muss in den siebzigern sein. Ich spreche sie auf ihr Alter und ihre weite Reise an. Sie erzählt, sie mache das regelmäßig, das hielte einen jung. Wir haben eine wunderbare Unterhaltung, während wir an der Passkontrolle warten. Zum Abschied schenkt sie mir ein Pfefferminzdöschen, auf dem steht:

"Die Kunst des Lebens besteht darin, zu lernen, im Regen zu tanzen, anstatt auf die Sonne zu warten."

Ich sitze im sunflower stop. Es ist Zuhause. Langsam stellt sich das vertraute Gefühl wieder ein. Und es ist, wie immer, gegensätzlich und traumhaft schön.

It is not about surviving anymore.

Die politisch verschärfte Situation ist allerdings nicht zu übersehen, die hart erkämpfte Vereinigung der Hautfarben scheint wieder auseinanderzudriften. Ich unterhalte mich viel über Politik mit den verschiedensten Leuten um einen besseren Einblick zu bekommen.
Es ist so traurig zu sehen, dass ein Land, dessen Zauber in der Natur und der Kultur liegt, diesen Schatz über all dem Hass zu vergessen scheint.
Debbie sagt, es fällt mir zum Teil auch einfach mehr auf, das würde zum Reifen dazugehören. Da hat sie sicher Recht und es freut mich, zu sehen, dass ich soetwas wie jugendlichen Leichtsinn hatte.

Meine Zeit auf dem Hof ist um und ich bin froh darüber. Die Gegend um Noordhoek ist bezaubernd schön, Wald grenzt an die typische Cape Coast, es ist phantastisch. Es gibt viele Pferde, große Anwesen und gemeinschaftsbewusste Menschen.
Der Stall in dem ich arbeite ist schön und dir Menschen dort absolut liebenswert. Auf den zweiten Blick geht es den Pferden allerdings nicht gut. Abgesehen davon, dass sie ein kleines bisschen dünn sind, leiden viele, wenn nicht die meisten unter Strahlfäule, Satteldruck und Augeninfektionen. Dass sie anfangen zu beißen, zu treten und zu buckeln finde ich nicht überraschend. Außerdem sind viele schreckhaft und durch den häufigen Reiterwechsel merklich aus dem Gleichgewicht gebracht. Unter diesen Umständen auch noch komplett unerfahrene Touristen auf ihre Rücken zu setzen und diese an den Strand zu schicken ist ein wahrlich gefährliches Unterfangen.
Die Besitzerin des ganzen ist eine freundliche und herzliche Person und begann Reitunterricht zu geben, als sie 11 Jahre alt war. Ich vermute also, wie so oft ist aus der Liebe ein Geschäft geworden und die Pferde selbst sind nicht mehr Priorität. Die beiden Reitlehrerinnen versuchen was geht, aber in vielen Bereichen ist ihr Einfluss begrenzt.
Ich habe hier eine sehr spannende Pferdetrainerin aus Süddeutschland getroffen, mit ihrer Hilfe konnten wir ein bisschen was bewegen, ich habe riesig viel von ihr gelernt und sie hat mir einen Praktikumsplatz auf ihrem Hof angeboten!
So möchte ich auch diese Erfahrung absolut nicht missen!