Dienstag, 29. Dezember 2015

Survivor

Ich glaube, es ist sehr passend, dass ich gerade "Life of Pi" lese. Es berührt mich, es erfreut mich, es hinterfragt mich und ich hinterfrage es, es holt mich in der Religion ab und manchmal ist es mir zu viel und macht mich so traurig, dass ich kaum weiterlesen kann.
Und ich fühle mich wie Pi, der nach all dieser Zeit auf See endlich strandet und zurück blickt, auf all das was hinter ihm liegt und was unglaublich, kaum zu ertragen und gleichzeitig nicht weg zu denken ist.
Man sagt, das Leben verläuft in Siebenerabschnitten und ich habe diese letzten sieben Jahre tatsächlich überlebt. Dieses Letzte war in seiner Schrecklichkeit und Wichtigkeit die Krönung dieses Abschnittes. Ich habe nie mehr Todesangst und Todessehnsucht erlitten habe meine Seele in Einzelteile zerfetzt und neu zusammengefügt, immer wieder. Habe der Müdigkeit und dem Drang wiederstanden, diesen unmenschlichen Schmerz nicht mehr ertragen zu müssen. Und ich habe es geschafft.
Und in wenigen Tagen endet dieses Jahr und diese Sieben gleich dazu, ich werde 21, und die Neuen können kommen, die neuen Sieben, in denen ich die Früchte dieser Anstrengung ernten und hoffentlich den endlich richtigen Weg genießen darf.

Und ich liege am Strand, ich bin noch nass und atemlos, ich blicke aufs Meer, auf den Schrecken und die Not und die Schönheit. Und langsam verblasst alles in Erinnerung und der neue Tag bricht an, das neue Leben.

"I'm a survivor
I'm not gon' give up
I'm not gon' stop
I'm gon work harder
I'm a survivor
I'm gonna make it
I will survive
Keep on survivin'

Thought I couldn't breathe without, I'm inhaling
You thought I couldn't see without you, perfect vision
You thought I couldn't last without you, but I'm lastin'
You thought that I would die without you, but I'm livin'
Thought that I would fail without you, but I'm on top
Thought it would be over by now, but it won't stop
Thought that I would self destruct, but I'm still here
Even in my years to come, I'm still gonna be here

I'm a survivor
I'm not gon' give up
I'm not gon' stop
I'm gon' work harder
I'm a survivor
I'm gonna make it
I will survive
Keep on survivin' 

After all of the darkness and sadness
Still comes happiness
If I surround myself with positive things
I'll gain prosperity

I'm a survivor
I'm not gon' give up
I'm not gon' stop
I'm gon' work harder
I'm a survivor
I'm gonna make it
I will survive
Keep on survivin'  "

Destiny's Child- Survivor

Donnerstag, 10. September 2015

Survival of the fittest

Der erste Moucin singt zum Tagesanbruch, auf den umliegenden Hügeln stimmen die Esel, Hunde und Hähne mit ein. Das Tal ist noch dunkel, nur der Mond erleuchtet hell die Szenerie. Wir stehen und lauschen.
Es ist eine eher menschenfeindliche Einöde, verdorrte Diesteln, Kletten und Kakteen bevölkern die rote Erde. Die Menschen hier in den Bergen müssen sich anpassen, mit am wichtigsten dafür sind die Esel. Jede Familie hat ein bis zwei erzählt Maria, die Tochter unserer wunderbaren Gastgeberin Jane. Man reitet mit ihnen einkaufen, zur Schule und zur Arbeit, bis 100 Kilo tragen manche, was angesichts der mageren Knochen noch beeindruckender ist.
Die Ameisen hier sind eine ganz besonderes Phänomen. In großen Kolonien bevölkern die "sattelbaren" Kolosse vor allem unsere Toilette, deren Benutzung durch die drei Minuten Wanderung über das Grundstück insbesondere Nachts schon ein Abenteuer für sich darstellt.
"WHO the fuck is Ralf und warum hasst ihr ihn so?" Nun, Ralfse wie Rebekka sie liebevoll getauft hat sind all die kleinen und großen Arten von pieksigen Kletten, welche die hier überlebenden Sträucher zur Verbreitung an alles anhaften, was ihre Dornen greifen können.
Marv blickt auf ein Fliegefiech, welches sich auf unserem Essen niedergelassen hat. "Endlich etwas was uns nicht pieksen will oder Ralf ist!"
Dennoch birgt die rauhe, wilde Landschaft eine beeindruckende und bewegende Schönheit die in mir tiefe Ehrfurcht hervorruft. Es ist gut für mich, all meine Erfolge der letzten Monate hier auf die Probe zu stellen. Es kostet noch einige Mühe mich in einer komplett unbekannten Umgebung, in einer mir ganz neuen Gruppenzusammenstellung unter recht erschwerten  Wohnbedingungen an meine Grenzen und Bedürfnisse zu erinnern und die Anspannung der letzten Wochen etwas von mir abfallen zu lassen.
Darauf zu vertrauen, das unsere Wohnung während meiner Abwesenheit einen bewohnbaren Zustand annimmt, kostet mich einige Überwindung. Erst als ich mich heute auf den Rücken unsres Esels Jamaika schwinge und mich von ihren bewundernswert starken Beinen Richtung Fluss tragen lasse, gelingt es mir ein wenig.

Die riesige Spinne, welche in unserem Gemeinschaftszelt wohnt ist grade wutschnaubend in Erholungsurlaub gefahren, da wir ihr schon seit drei Nächten den schlaf klauen. Eigentlich mag sie unsere plüschigkeit, doch auch der flausch hat seine Grenzen.

Gemütlich schaukeln Jamaika und ich am Fluss entlang. Die alten knorrigen Olivenbäume malen Sonnenflecken aufs Ufer, eine briese durchstreift ihr Blätter und trägt ein wenig die Hitze fort. Das Wasser neben uns mäandert lebensspendend zwischen den Feldern hindurch Richtung Ousoudt.