Donnerstag, 6. März 2014

I don't speak human

Ich bin seit zwei Monaten zurück. Heute sind es sogar genau zwei Monate. Oder bin ich nie wirklich zurück gekehrt? Die ganze Zeit überlege ich, was ich schreiben soll. Worüber schreibt man, wenn die Welt um einen zerfällt, wenn man der Fremdkörper in seinem eigenen Leben ist? Menschen wollen glückliche Dinge hören, voller Freude und Euphorie. Doch dieser Teil meiner Geschichte ist nicht so. Er ist nicht tragisch, nicht groß schrecklich und dennoch untermalt von einem Schmerz, den wohl viele Menschen kennen, getragen von einem Gefühl in der falschen Welt zu sein, am falschen Ort, im falschen Leben. Es ist eine zerrissene Zeit. Denn dieses wundervolle Universum schenkt mir auch hier so beeindruckende und unglaubliche Menschen, dass ich aus Freude darüber, sie um mich zu haben schon lachend im Kreis springen könnte. Sie nehmen mich wieder auf, schenken mir einen sicheren Ort, Liebe und Zuneigung, Freundschaft und Mitgefühl. Doch trotz dieser außergewöhnlichen Gefühle lässt die Sehnsucht nicht nach, nach einem Ort an dem ich mein inneres Zuhause gefunden habe, wo ich hingehöre. Meine Mama geht schon davon aus, dass ich, wenn ich gehe, nie wieder komme. Da hat sie wohl recht. Aber ich fühle mich schrecklich schuldig, meine Lieben hier ständig mit meiner Traurigkeit zu belasten. Sie müssen manchmal denken, sie seien nicht gut genug für mich, oder mir einfach nicht genug. Das tut mir so unendlich leid, weil ich nicht in der Lage bin, ihnen ein besseres Gefühl von dem zu vermitteln, was sie mir bedeuten. Dabei ist es so viel mehr, als ich sagen kann.
Dieses Leben, diese Stadt, dieses Land kann unglaublich schön sein, grade jetzt wo der Frühling kommt und das würde ich nie bestreiten. Nur für mich ist es falsch, ich gehöre hier einfach nicht hin. Das soll aber keine Abwertung gegenüber all diesem hier darstellen, es ist lediglich mein Gefühl, angekommen zu sein, in einem anderen Land.

Ich gehe mit dem Bären durch den Wald. Die Sonne wärmt uns den Pelz und wir lachen über Belangloses. Die Natur erwacht, wie auch mein Bär, aus ihrem Winterschlaf und ich erzähle von dem warmen Sommer, den ich gerade verlassen habe. Das Leben ist leicht in diesen Momenten.

Den ganzen Tag über habe ich Flashbacks von den Situationen, Personen und Orten in Südafrika. Einerseits ist das etwas unglaublich Kraftgebendes, als ob ein warmes Licht in mir brennt, dass mich daran erinnert, wo ich hin will und wo ich so grenzenlos glücklich war. Andrerseits bringen diese Erinnerungen auch den Schmerz, die Erkenntnis, wie weit weg dieser Traum wieder ist, auf der anderen Seite der Welt.

Verzweifelt versuche ich die Dinge, die ich in Afrika gelernt habe in mein Leben hier zu übertragen, aber es fällt mir schwer. Ich versuche oft spazieren zu gehen, manchmal allein um wenigstens ein bisschen das Gefühl der Zugehörigkeit wieder zu spüren und es hilft. Ich bin viel fröhlich, was mich trägt, es vereinfacht das Leben und mit der Sonne zu strahlen ist schön. Das ist, als würde mir die Natur helfen die Stimmung um mich her ein wenig aufzuhellen. Aber das hat seinen Preis. Und wenn die Sonne weg ist und ich alleine bin, darf die Traurigkeit ihren Ausdruck finden.

Ich weiß, dass ich fliegen werde. Meine Flügel habe ich nicht verloren und ich trainiere sie so oft ich kann. Sodass ich die Freiheit nicht vergesse und ihr Strahlen in mir nicht erlischt.

Ich singe "Nam Myoho Renge Kyo".