Donnerstag, 5. September 2013

Mau! Mein Weg nach Afrika...

Hallo ihr wundervollen Menschen da draußen! Dies soll nun also mein erster, offizieller Blogeintrag werden, ich hätte nie geglaubt, dass es dazu mal kommen würde.
In allen sozialen Netzwerken weigere ich mich grundsätzlich viel zu schreiben und aus dem Nähkästchen zu plaudern, da ich mich jedes mal zwei sehr entscheidende Dinge frage: "Wen geht es etwas an?" und "Was hab ich denn schon zu sagen?", zwei doch recht essenzielle Bedenken, wenn es um die Blogveröffentlichung geht. Zu Ersterem reichte eine kurze Beobachtung meiner eigenen Streifzüge in dieser kuriosen Dimension Namens WWW um festzustellen, dass es wohl immer einen Idioten gibt, der mag, was man so um sich schmeißt und selbst, wenn es zur reinen Selbsterbauung gelesen wird. Das Zweite zu beantworten kostet mich noch etwas Überwindung. Ich kenne großartige Blogger, die fantastische Texte schreiben, mit Intelligenz und Witz, mit diesem Alltagshumor, der einem, wie ich glaube einfach anhaften muss, ähnlich einem Kaugummi, das einen hartnäckig unter der Schuhsohle begleitet. Ob ich den habe? Das bleibt abzuwarten. Ich habe früher Texte und Geschichten geschrieben, auf die ich sehr stolz war, aber ich bin ihnen lange entwachsen und die Schreibpause ist zu groß, als das ich wüsste, auf welchem Stand ich bin.
Aber zur eigentlichen Frage: Wieso um alles in dieser wundervollen und doch schrecklichen Welt bin ich der Meinung, ich müsste euch nun auch noch meinen Gedanken-Wirrungs-Müll aufdrängen?

Ich sitze in meinem Zimmer auf meinem Bett, dass eigentlich nur ein Sessel ist. Ich mag es. Obwohl es klein, die Matratze wohl eigentlich ungeeignet und seine ursprüngliche Sesselfunktion völlig ungenutzt ist, liege ich gerne darin. Ich habe es mir in kindlicher Begeisterung ausgesucht, einer Mischung aus dem nostalgischen Sehnen nach Kinderspielen und einer freudigen Erwartung des Jugendlichseins entsprungen und voll von der Freude daran, mir so den Übergang gestalten zu können. Mama sagt immer, ich wollte mein Sessel-Bett nur, weil meine beste Freundin Nici es auch hatte. Aber das stimmt nicht. Ihres ist rot. Meins ist blau. Das ist etwas komplett anderes!
Ich sitze also auf diesem meinem wunderbaren Sesselbett und blicke auf das kupferfarbene Windspiel, mit den Elefanten und den Glöckchen, dass so nach Afrika aussieht. Deshalb habe ich es mir gekauft, vor etwa einem halben Jahr. Als ich noch bedeutend kleiner war, war mein Traum eines Tages Zootierärztin zu werden. Dieser Traum entsprang dem inneren Bild einer wunderschönen Frau mit kurzen blonden Locken, so in den 30 (das sollte ich sein) mit einem etwa zweijährigen unfassbar süßen Kind auf der Hüfte, welche in einem sonnendurchfluteten rustikalen OP-Saal steht und ihr Kleines einen sedierten Löwen streicheln lässt. Als mich etwa zwei Jahre später eine Zeitschrift darüber aufklärte, dass dieser Job schmutzig, blutig, kalt und nass sein sollte und man oftmals zu zweit für etwa 50.000 Tiere verantwortlich sei, wurde das Traumbild als "verworfen" abgestempelt und in dem "Früher"-Ordner abgelegt. Der Wunsch im Bereich Natur- oder Tierschutz zu arbeiten stieg in mir auf, wurde allerdings von einem inneren Bild zunichte gemacht, auf welchem ich mich irgendwo im Amazonas an einen Urwaldriesen klammere, um dessen Tod zu verhindern, während sich meine Kinder zu Hause nicht mal zwischendurch einen Schokoriegel leisten können.
Trotz dieser gescheiterten inneren Bilder hielt sich mein Wunsch nach echtem engen Kontakt zu diesen beeindruckenden Tieren und mein Bedürfnis, sie vor den Grausamkeiten zu bewahren, die Ihnen und ihrer Umgebung durch meine Spezies angetan werden.
Als das Ende meiner Schulzeit näher rückte und Wörter wie "Pause", "Auslandsaufenthalt", "Lebenserfahrung", "Studium", "Sprachen" und "Bewerbung" näher rückte, entschied ich, aus verschiedenen Gründen, diesen Traum wahr werden zu lassen.
Und jetzt, jetzt sitze ich hier, starre auf mein Windspiel, welches ein Zeichen sein sollte, für das bevorstehende Abenteuer und versuche, bis in die tiefe meiner Seele zu verstehen, dass ich in fünf Wochen in Südafrika sein werde, dass ich am 6.Oktober in ein Flugzeug steigen und drei Monate nicht zurückkommen werde. Ich kann das kaum fassen. Will ich das fassen? Ich weiß nicht, ob es für mich begreiflich sein kann...
Die letzten Monate, die Vorbereitungen, die Buchungen, das ist mir einfach passiert, es war eine Woge und ich bin mit ihr geschwommen und erst jetzt erkenne ich, wohin sie mich getragen hat, hinaus, aufs weite Meer.
ach, das klingt kitschig. Egal. Ich fühl mich so.
Manchmal wache ich auf, möchte mir an den Kopf schlagen und denke:" Lea, was machst du da eigentlich? Du bist Diabetikerin, hast kaum Reiseerfahrung, bist eigentlich fürchterlich ängstlich, dein Englisch war auch schon besser, und deine ganzen Allergien... außerdem sollen in Südafrika ständig Frauen vergewaltigt werden und diese Kriminalität, du solltest eine Pistole kaufen, aber woher, wie schießt man, würde ich schießen, oh Gott, darf man jemanden töten, wann ist das Notwehr...!?!?!" (Und dann erscheint ein Männchen im meinem Kopf und sagt: "Aber aber, wer wird denn gleich in die Luft gehen? Probiers doch einmal mit HB, dann geht alles wie von selbst!") ... Spaß bei Seite, ich rauche ja nicht. Aber immer, wenn ich so irritierend blödsinnig anfange zu hyperventilieren, gebe ich bei Google- Bilder Limpopo ein und fange über die Schönheit dieses Landes beinahe an zu weinen.
Ich bin müde und in mir wabern wieder all die gegensätzlichen Gefühle, was Afrika betrifft, aber einnisten tut sich ein wohlig warmes, ganz tief in meinem Bauch.-

Ich werde also für drei Monate nach Südafrika fliegen und dort in Tierschutzprojekten arbeiten, deshalb all das Gebrabbel in diesem Blog. Bitte sagt mir, ob es gut oder komisch ist, was ihr mögt und was euch stört, was euch interessiert und was ihr gar nicht so genau wissen wolltet. Ich versuche möglichst artig zu bleiben (ich kann euer grinsen und eure Lachanfälle übrigens hören) und einfach mal wieder ein bisschen zu schreiben, spätestens wenn ich da bin, kommt bestimmt Erzählenwertes dabei heraus.
Eine wundervolle gute Nacht, Welt, mach doch zur Abwechslung auch mal die Augen zu.
Liebevoll, Rania

PS:  Falls ihr lust habt, mir Kommentare o.ä. zu meinen Texten zu schicken, dann tut das gerne, entweder über Facebook (Lea Rania) oder per Mail an lea-rania@hotmail.de, ich freue mich über jede Rückmeldung!

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